Saturday, 30 May 2009

Furkapass, 12th - 16th July 2007

Geplant war ursprünglich die Schleierkante an der Cima dela Madonna in der Pala Gruppe.

Es war Mario Senkes Idee. "Die schönste Kalkkletterei der Alpen." Als Verstärkung zogen wir Ingo Peter und Felix Lütkenherm ein und wir fixierten ein Datum in Juli 2007. In Juni wurde Mario aber Opfer eines Arbeitsunfalls und musste seine ganzen geplannten Touren streichen. Was nun? Wir wollten nicht Marios Tour ohne ihn machen und auf meinen Vorschlag, dass er die Touren mit Steigklemmen nachkommt, ging er nicht ein.

Mittwoch 11.07.07, 22h00, Parkplatz unterhalb der Sidelenhütte am Furkapass: Die Schleierkante ist auf nächstes Jahr verschoben worden und wir haben uns von den Bildern schöner Granittouren am Furkapass im Führer "Topoguide der Alpen" inspirieren lassen. Jetzt ist es aber 3 Grad, es schneit und es fällt uns ein, dass wir zwischen uns nicht einen Schweizer Franken haben. Fahrt nach Andermatt angesagt.Donnerstag 12.07.07: Der erste Blick aus der Hütte bei Tageslicht zeigt leider mehr Nebel und weniger spitze Gipfel als gehofft. Ingos zweites Hobby ist aber nicht um sonst das Wetter. Er ist voller Zuversicht und wir durfen keinen dritten Kaffee genießen, sondern wir müssen die Rucksäcke packen und los. Als Aufwärmungstour wollen wir etwas leichtes machen und wir suchen die SO-Kante des Gross Furkahorns aus, eine lange Gratkletterei im IV. Grad. Eine kurze Lücke in den Wolken erlaubt uns einen Blick auf die Route und wir begeben uns über den Gletscher an den Einstieg.Das erste interessante Problem bezieht sich darauf, wie man den Übergang von Schnee um 30 Grad mit Bergschuhen auf Fels um 60 Grad mit Kletterschuhen macht, ohne sich selbst oder verschiedene Ausrüstungsgegenstände den Berg herunterfallen zu lassen. Es ist kniffliger als ich dachte, aber das Lachen von unten hält sich in Grenzen, wahrscheinlich weil Ingo und Felix als nächste daran sind. Zum Glück lässt sich die erste Seillänge leicht klettern.
Die zweite erweist sich dagegen für IV+ hart und nicht gerecht. Vertrauen in sowohl Seil als auch Standplatz lässt sich aber rechtfertigen, und bald ist die Länge vorbei. Nachher lässt die
Schwierigkeit nach, und es folgt Seillänge nach Seillänge von schönstem Granit, über Türme, Gräte und Scharten. Die Uhr tickt langsamweiter und eh wir aus der schattigen Seite des Gipfelturms auf den Gipfelspitz klettern, lässt die Sonne den rot-goldenen Granit mit warmem Abendlicht glühen.

Freitag 13.07.07: Gestern haben wir einen langen klassischen Anstieg vom Jahr 1907 gemacht, und heute haben wir etwas komplett anderes vor: eine kurze moderne Route am Hannibal Turm. Der Routename ist am Einstieg kunstvoll angemalt und silberne Bohrhaken glänzen in der Sonne. Die Kletterei selbst ist ein bißchen schwieriger (VI bis VI+), aber wir kommen schnell auf den Gipfel, wo uns eine rot gestrichene Holzbank erwartet.Samstag 14.07.07: Kein großer Erfolg, zumindest für mich. Wir stehen um 5h30 auf und steigen über den Sidelengeletscher zum Einstieg der Galengrat-Verschneidung. Es geht mir aber irgendwie nicht gut, und wir steigen nicht ein. Ich verbringe den Rest des Tages in der Hütte und Ingo und Felix machen die SO-Kante des Gross Bielenhorns.
Sonntag 15.07.07: Wieder um 5h30 aufgestanden und dieses Mal geht es mir besser. "Bis auf die erste ist es jede Seillänge wert" steht es im Führer und selbst diese Bewertung ist ungroßzügig. Nach einer kurzen A0-Passage ist auch die erste Seillänge ein echtes Vergnügen auf rauhem festem Granit. Wo keine Risse sind, sind ausreichend Bohrhaken vorhanden und wo es doch Risse gibt, lassen sich Friends wie im Traum legen. Die Sonne steigt höher, aber wir auch, und erst am vorletzten Standplatz trifft sie uns. Die lezten zwei Seillängen sind wahrscheinlich das Prunkstück der Route, und ich wäre gern noch einige Längen von der Art geklettert. Zu bald sitzen wir aber oben neben dem Schnee, blicken auf den Fels zurück und ziehen Bergschuhe und Steigeisen an. Der Gipfel-Anstieg ist ein leichter Schneehang, und auch dieser ist schnell Vorbei. Felix steht jedes Jahr mindestens einmal auf 4000m, aber mit seinen 3586m ist der Galenstock mein höchster Punkt seit vier Jahren. Wir klettern den Nordgrat herunter dann vorsichtig über bruchiges Gelände bis auf den Tiefengletscher, und gehen den langen Weg zurück zur Hütte.
Montag 16.07.07: Nach unserem Tag am Galenstock wäre alles andere eine Enttäuschung gewesen. Ingo und ich klettern ein paar Seillängen im kleinen Klettergarten neben der Hütte, dann begeben wir uns langsam ins Tal, wo der Sommer dieses Mal richtig begonnen hat.

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